Kochen mit Kopf, Herz und Obsession.

Das Leben als Koch

 

Köche sind ein ganz besonderer Menschenschlag – mit einem Mix aus Leidenschaft, Besessenheit und einer Prise Wahnsinn. Paul Sorgule, selbst langjähriger Küchenprofi, beschreibt treffend, was Köche bewegt und was tief in ihrem Innersten lodert. Wenn du selbst Koch bist oder jemanden kennst, der es ist, wirst du dich in diesen Punkten garantiert wiederfinden – oder besser verstehen, warum wir so ticken, wie wir ticken.

1. Wir opfern unsere Zeit – freiwillig

Klar, wir jammern oft über die endlosen Stunden in der Küche. Aber niemand zwingt uns, 90 Stunden pro Woche zu arbeiten. Viele tun es trotzdem – aus Pflichtgefühl, Misstrauen gegenüber anderen, aus Angst, überholt zu werden, oder einfach, weil die Küche unser Rückzugsort ist. Für uns ist das normal – auch wenn es nach außen verrückt wirkt.

2. Wir erwarten, dass andere das einfach akzeptieren

Wer in der Gastronomie lebt, stellt oft alles andere hinten an. Wir erwarten, dass unsere Freunde, Partner und Familien das klaglos hinnehmen – unsere Abwesenheit, unsere Erschöpfung, unsere Unverfügbarkeit. Manche haben Glück mit verständnisvollen Menschen an ihrer Seite. Andere zahlen dafür den höchsten Preis: Einsamkeit.

3. Jeder Teller ist unsere Visitenkarte

Ein Gericht, das die Küche verlässt, trägt für uns mehr als nur unseren Stil – es steht für unsere Unterschrift, unseren Ruf, fast schon unsere Identität. Wir können es nicht ertragen, wenn etwas nicht stimmt. Jeder Fehler eines Kollegen kann sich wie ein Dolchstoß anfühlen. Deshalb wollen wir alles selbst kontrollieren.

4. Details sind für uns keine Kleinigkeit – sie sind alles

„Restaurant-Augen“ – dieser Fluch lässt uns kein Staubkorn, keinen schiefen Schnitt, keinen falschen Teller übersehen. Was für andere belanglos wirkt, ist für uns ein Makel. Und wenn jemand das nicht sieht? Dann greifen wir eben selbst ein. Immer.

5. Der Drang, alles zu verbessern, hört nie auf

Wir sind Perfektionisten. Getrieben von dem Gedanken: Es geht noch besser. So wie Picasso seine Bilder am liebsten im Museum nachbessern wollte, wenn sie ihm später nicht mehr gefielen, so ändern wir Gerichte, die andere lieben – weil wir selbst nicht mehr glücklich damit sind.

6. Unser härtester Kritiker sind wir selbst

Lob ist schön, Kritik von außen oft überflüssig – denn wir wissen selbst ganz genau, wo wir noch nicht gut genug sind. Diese innere Stimme ist laut, gnadenlos – und manchmal unser größter Antrieb.

7. Wir leben vom Wettbewerb

Köche sind Wettkämpfer – mit sich selbst, mit Kollegen, mit anderen Restaurants. Es geht um bessere Gerichte, interessantere Menüs, höhere Bewertungen, mehr Gäste, mehr Anerkennung. Wer Koch ist, will immer irgendwo der Beste sein.

8. Essen ist unser Zentrum

Wir reden darüber, träumen davon, arbeiten damit. Essen ist für uns mehr als Nahrung – es ist Kunst, Berufung, Leidenschaft. Es bestimmt unser Leben, unseren Alltag, unser Denken.

9. Unverständnis macht uns wahnsinnig

Wenn andere unsere Liebe zum Essen nicht teilen, trifft uns das. Egal ob in der Küche, im Service, im Freundeskreis oder zu Hause – wir erwarten, dass alle Essen mit derselben Ernsthaftigkeit sehen wie wir. Tun sie es nicht, zweifeln wir an ihrer Leidenschaft – oder nehmen sie nicht mehr ganz ernst.

10. Fehler verfolgen uns bis in den Schlaf

198 Gäste waren begeistert – aber 2 haben sich beschwert. Was bleibt hängen? Genau: die zwei. Die Kritik. Der Fehler. Die Scham. Und dann liegen wir nachts wach und gehen im Kopf durch, wie wir es hätten besser machen können. Immer wieder.

11. Wir verstecken unsere Verletzlichkeit hinter Härte

Emotionen zeigen? Bloß nicht. Außer vielleicht Wut – die gilt fast als erlaubt. Aber Schwäche? Fehlanzeige. Wir glauben, wir müssen hart sein. Fürs Team, für den Service, für uns selbst. Doch tief drinnen sind viele von uns sensibler, als sie je zugeben würden.

12. Wir lieben – und hassen – diesen Beruf gleichzeitig

Frag einen Koch, wie es ihm geht – und du bekommst zwei völlig widersprüchliche Antworten. Erst hörst du von Stress, Überforderung, Burnout. Im nächsten Satz von Liebe, Leidenschaft, Kreativität und Stolz. Beides ist wahr. Beides gehört dazu.

Wähle einen Beruf, den du liebst,
und du musst keinen einzigen Tag in deinem Leben mehr arbeiten.
(Konfuzius)

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